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Rallye EM: Sekundenkrimi bei der Rallye Weiz

Motorsport allgemein

Julian Wagner/Anne Katharina Stein auf dem Weg zum Sieg - Foto: IllmerJulian Wagner/Anne Katharina Stein auf dem Weg zum Sieg - Foto: Illmer

In einem unfassbaren Sekundenkrimi setzte sich der Oberösterreicher Julian Wagner gegen den dreifachen Rallye Weiz-Sieger Hermann Neubauer durch.

Wir sind EM! So hieß diesmal die Überschrift für diesen Rallyeklassiker, der in der steirischen Bezirkshauptstadt Weiz zur Durchführung gelangte.

Neben der gelungenen Premiere zu FIA European Historic Sporting Rally Championship zählte die Rallye Weiz 2019 auch zum vierten Mal als Lauf zur FIA European Rallye Trophy, als fünfter Lauf zur heimischen Rallyemeisterschaft und zu den Cups der AMF, dann zur Austrian Rallye Challenge und zum M1 Rallye Masters.

Mit insgesamt 108 Startern, 33 in der Historischen Europameisterschaft und 75 in der österreichischen Staatsmeisterschaft, begann die Rallye Weiz 2019.

Der fünfte Staatsmeisterschaftslauf in der Steiermark zählte heuer erstmals zur Historischen Rallye-EM des Weltmotorsportverbandes FIA und war somit offiziell in der Riege der Europameisterschaftsläufe aufgestiegen.

FIA European Historic Sporting Rally Championship

In der Historischen Europameisterschaft gab es einen klaren Dominator – und dieser hieß „Lucky“. Der Italiener, der mit richtigem Namen Luigi Battistolli heißt, ließ auf dem Weizer Asaphalt nichts anbrennen. Dirigiert von seiner weltbekannten Copilotin Fabrizia Pons lenkte das Duo seinen Lancia Delta Integrale zu einem überlegenen Gesamtsieg. Am Ende betrug der Vorsprung des kongenialen Duetts auf den italienischen Landsmann „Zippo“, der wiederum mit bürgerlichem Namen Andrea Zivian gerufen wird und einen Audi Urquattro steuert, 1,46 Minuten.

Aus österreichischer Sicht erfreulicherweise glückte die Aufholjagd von Karl Wagner. Der aktuelle Europameister aus Wien hatte am ersten Tag der Rallye mit einem Starterproblem an seinem Porsche 911 zu kämpfen und verlor gut zweieinhalb Minuten auf die Spitze. Nachdem er dadurch zwischenzeitlich sogar auf den 17. Platz zurückgefallen war, holte er heute mit einer aufopferungsvollen Leistung sogar noch den dritten Platz in der Gesamtwertung und somit den zweiten Platz in seiner EHSRC-Kategorie 4.

Stark präsentierten sich auch die zwei Tiroler Alois und Alfons Nothdurfter. Die beiden Ford-Sierra-Piloten vom MSC Kitzbühel lagen vom Anfang bis zum Ende unter den Top ten. Für Alois hingegen kam das Ende dann doch zu früh- Unmittelbar vor der vorletzten Sonderprüfung musste er wegen eines technischen Defekts aufgeben. Alfons hatte mehr Glück und dementsprechend auch mehr Freude mit dem tollen 7. Gesamtplatz.

FIA European Historic Sporting Rally Championship,  Endstand der Gesamtwertung nach 14 Sonderprüfungen:

1. „Lucky”/Fabrizia Pons IT/IT Lancia Delta 1:40:55,0 Std
2. „Zippo”/Denis Piceno IT/IT Audi Urquattro +1:46,7 Min
3. Karl Wagner/Gerda Zauner A/A Porsche 911 +4:46,2 Min
4. Paolo Pasutti/Giovanni Campeis IT/IT Porsche Carrera +8:22,5 Min
5. Carlo Mylle/Steven Vyncke BEL/BEL Porsche 911 +9:15,6 Min
6. Pentti Veikkanen/Timo Jaakkola FIN/FIN Porsche 911 +9:20,3 Min
7. Alfons Nothdurfter/Andreas Bartel A/A Ford Sierra 4×4 +9:34,4 Min
8. Esa Peltonen/Jyrki Saarto FIN/FIN Toyota Starlet +12:35,9 Min
9. Will Graham/Michael Johnston GB/GB BMW E30 M3 +13:05,5 Min
10. Jari Latvala/Jouni Saarijärvi FIN/FIN Toyota Celica +14:03,2 Min

FIA European Rally Trophy

Zum vierten Mal war die Rallye Weiz bereits ein Lauf zur FIA European Rally Trophy: Hier konnte sich in der Gesamtwertung der Tscheche Ondrej Bisaha (Ford Fiesta R5) ganz klar behaupten. Am Ende betrug sein Vorsprung auf den Zweiten Kevin Raith (Peugeot 208 R5) 3,17 Minuten.

FIA CEZ Historic Trophy

Auch die FIA CEZ Historic Trophy war ein internationales Prädikat im Zuge der Rallye Weiz 2019. Den Sieg sicherte sich hier wie in der EM der Italiener „Lucky“ (Lancia Delta Integrale) in 1:40:55,0 Stunden vor seinem Landsmann„Zippo“ (IAudi Urquattro) +1:46,7 Minuten und dem Österreicher Karl Wagner (Porsche 911) +4:46,2 Minuten.

Österreichische Rallye Staatsmeisterschaft (ORM)

In einem turbulenten ersten Tag sorgte Dreifachsieger Hermann Neubauer vorerst für relativ klare Verhältnisse. Mit fünf SP-Bestzeiten auf den ersten sechs Prüfungen baute der Ex-Staatsmeister im Ford Fiesta R5 bis zum späten Abend einen Polster von 17,2 Sekunden zwischen sich und seinem schärfsten Verfolger, dem in der aktuellen Meisterschaft führenden Julian Wagner (Skoda Fabia R5) auf und ging mit diesem in die „Halbzeit“-Pause. Dass der erste Arbeitstag in Weiz etwas länger dauerte, lag leider auch an zwei Unfällen, die jeweils einen Hubschrauber-Einsatz nach sich zogen.

Gleich mit einer Schrecksekunde begann für den Dominator aus Salzburg jedoch der zweite Tag. Genaugenommen waren es ja 18 Schrecksekunden, denn so viel Zeit kostete ihn eine Unachtsamkeit gleich in der Früh auf der Sonderprüfung Thannhausen I. Hermann Neubauer ritt kurz aus, touchierte einen Strohballen, wurde zurück auf die Strecke, jedoch dort gegen einen Zaun geschleudert und konnte sein Auto nur mit Glück und Können wieder unter Kontrolle bringen. Ein Präsent, das Verfolger Julian Wagner im Skoda Fabia R5 dankbar annahm. Er kam fehlerfrei durch den Wertungsabschnitt und machte so seinen Rückstand vom Vortag nahezu gänzlich wett. Und als der Oberösterreicher auch noch die nächste Prüfung am Gollersattel knapp für sich entschied, war damit sogar der überraschende Führungswechsel vollzogen, wenngleich dieser nur 2,5 Sekunden an Vorsprung ausmachte. Zu wenig, wie sich zeigte. Denn schon eine Prüfung später schlug Neubauer zurück, absolvierte Thannhausen II um 3,3 Sekunden schneller als Wagner und übernahm mit 0,8 Sekunden Guthaben seinerseits wieder die Spitze. Ein Zehntelsekundenkrimi, der Zehntausende Fans an den Strecken von ihren nicht vorhandenen Sesseln riss, war spätestens jetzt eröffnet. Doch dem war noch nicht genug: SP 10 Gollersattel II: Nach den 12,7 Kilometern lagen zwischen Sieger Neubauer und dem Zweitem Wagner nur 1,2 Sekunden. Womit Neubauer mit lediglich zwei Sekunden Vorsprung in die Mittagspause ging und die Fahrer und Fans nicht nur von den Temperaturen her ein brennend heißer Nachmittag erwartete.

Gleich vorweg: Kein einziger wurde enttäuscht, denn der Wahnsinn ging weiter. SP 11 ging wieder an den Verfolger. Den Rundkurs in Naas bewältigte Julian Wagner um 2,4 Sekunden flinker als Hermann Neubauer, und schon war der insgesamt vierte Wechsel an der Spitze Realität – Differenz zwischen Wagner und Neubauer 0,4 Sekunden! Und der Jungspund aus Mauthausen legte gleich nach, holte sich auch die Prüfung Fladnitz, diesmal mit 1,3 Sekunden Vorsprung. Bevor also der Naaser Rundkurs und Fladnitz als Rallye-Abschluss noch einmal auf dem Programm standen, hatte Julian Wagner seinen zwei-Sekunden-Rückstand von zu Mittag in einen Zwei-Sekunden-Vorteil verwandelt. Der sogar noch größer wurde, als Wagner auch die vorletzte Übung besser meisterte als Neubauer. Vor der allerletzten Sonderprüfung, 9,5 Kilometer in Fladnitz, wo es auch noch um die Powerstage-Zusatzpunkte für die ersten Drei ging, waren die Nerven der nationalen Weizer Hauptdarsteller 2019 zum Zerreißen gespannt – 3,5 Sekunden musste Neubauer auf Wagner aufholen, um hier seinen vierten Sieg feiern zu können . . . aber dieser Jubel blieb ihm verwehrt. Das volle Risiko, zu dem ihn ein entfesselter Julian Wagner zwang, wurde nicht belohnt. Hermann Neubauer rutschte kurz ins Out und kam um 13,2 Sekunden später ins Ziel als Julian Wagner, und dieser wiederum beende nicht nur eine Siegesserie, sondern einen in allen Belangen historischen Sekundenkrimi in der Geschichte der elfjährigen Rallye Weiz..

Als sicherer Dritter hat sich abseits der beiden Hauptdarsteller der Steirer Günther Knobloch (Skoda Fabia R5) etabliert. Dieser stand nach einem zunächst harten Kampf mit Rok Turk, der schließlich mit einem wilden Abflug des Slowenen endete, eigentlich nie in Frage. Knobloch genügte eine abgeklärte Leistung, um den dritten Podestplatz in seinem vierten Lauf souverän abzusichern.

Sieger Julian Wagner: „Ich bin wirklich überglücklich, dass es mir hier bei Hermanns Lieblingsrallye gelungen ist, vor ihm zu sein. Das war ein rundum perfektes Wochenende. Ich habe gestern mit einem gröberen Fehler angefangen, aber heute ist es einfach super gelaufen. Mein Teamchef Raimund Baumschlager hat mich großartig mit Tipps versorgt, und ich habe echt wieder viel gelernt. Im Trockenen sind wir wirklich schon gut bei der Musik dabei, im Nassen hab‘ ich noch zu viel Respekt. Es freut mich, dass es nicht nur für uns hier superspannend war, sondern auch für das großartige Publikum.“

In der 2WD-Wertung gewann Hermann Gassner (Toyota). Weil er als Deutscher in der ORM nicht punkteberechtigt ist, gehen die Punkte für den Sieger aber an den zweitpatzierten Roland Stengg (Opel Adam R2). volle Punkte abkassieren.
In der ORM Junior:gewann Roland Stengg (Opel Adam R2) vor dem Ungarn Martin Laszlo (Ung/Peugeot 208) und Michael Röck (Opel Adam R2).

Der Sieg in der Historischen Staatsmeisterschaft: ging an Hans-Georg Lindner (Ford Escort) vor Patrick Hochegger (Opel Kadett). Platz drei holte Richard Ronay aus Vorarlberg im Ford Escort. – Historischer Rallye Cup: 1. Mathias Haas (BMW) 2. Franz Panhofer (Toyota Corolla), 3. Martin Gruber (Lada).

Im Österreichischen Rallye Cup gewann Roman Mühlberger (Mitsubishi) vor Robert Zitta und Gerald Bachler (beide Subaru). Rallye Cup 2000: 1. Peter Klamminger (VW Golf), 2. Michael Franz (VW Golf), 3. Manuel Kurz (BMW):
Sieger der Austrian Rallye Challenge (ARC): wurde Roman Mühlberger (Mitsubishi Evo VI) vor Andreas Kainer (Opel Corsa) und Enrico Windisch (Ford Fiesta R2). Austrian Rally Trophy (ART): 1. Günther Knobloch (Skoda Fabia R5) vor Kevin Raith (Peugeot 208 R5) und Daniel Fischer (Ung/Skoda Fabia R5).

Manuel Kurz (BMW) entschied das M1 Rallye Masters:für sich. Patrick Knoll und der Youngster Luca Pröglhöf (beide Ford Fiesta ST) holten die Plätze 2 und 3.

11. Rallye Weiz, Endstand nach 14 Sonderprüfungen:

1. Julian Wagner/Anne Katharina Stein A/D Skoda Fabia R5 1:32:58,5 Std
2. Hermann Neubauer/Cristina Ettel A/A Ford Fiesta R5 +16,7 Sek
3. Günther Knobloch/Jürgen Rausch A/A Skoda Fabia R5+ 1:10,9 Min
4. Ondrej Bisaha/Petr Tesinsky CZ/CZ Ford Fiesta R5 +2:09,4 Min
5. Johannes Keferböck/Ilka Minor A/A SkodaFabia R5 +3:10,3 Min
6. Gernot Zeiringer/Bianca M. Stampfl A/A Skoda Fabia S2000 +3:38,9 Min
7. Kevin Raith/Christoph Wögerer A/A Peugeot 208 R5 +4:13,1 Min
8. Hermann Gassner/Ursula Mayrhofer D/A Toyota GT 86 R3 +6:25,5 Min
9. Daniel Fischer/Zoltan Buna H/H Skoda Fabia R5 +6:50,1 Min
10. Roman Mühlberger/Katja Totschnig A/A Mitsubishi Evo VI +8:07,6 Min
11. Robert Zitta/Peter Stemp A/A Subaru WRX +8:03,8 Min
12. Roland Stengg/Alessandra Baumann A/D Opel Adam R2 +7:37,4 Min
13. Martin Laszlo/Viktor Ban H/H Peugeot 208 R2 +8:24,1 Min
14. Egon Smekal/Ivo Vybiral CZ/CZ Citroen DS3 R3 +8:59,5 Min
15. Michael Röck/Patrick Forstner A/A Opel Adam R2 +12:33, Min

Sonderprüfungsbestzeiten: Hermann Neubauer und Julian Wagner je 7.

Die wichtigsten Ausfälle: Christian Luif (Mitsubishi Evo IX/SP 1/Unfall), Kris Rosenberger (Porsche 997/SP 3/Technik), Rok Turk (Hyundai R5/SP 5/Unfall), Hermann Haslauer (Subaru WRX/SP 8/Unfall), Christian Rosner (BMW/SP 9/Technik), Daniel Mayer (Opel Adam/SP 14 Technik

Punktestände nach fünf Rallye-Staatsmeisterschaftsläufen:

ORM: 1. Julian Wagner 117, 2. Hermann Neubauer 101, 3. Johannes Keferböck 56, 4. Günther Knobloch 48.
ORM 2-WD: 1. Enrico Windisch 66, 2. Alois Handler 58, 3. Michael Röck 51.
ORM Junior: 1. Martin Laszlo 61, 2. Michael Röck 58, 3. Martin Ritt 42.

Quelle: Sportpressedienst